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Südkurrier, 06.11.2012 Von Uwe Spille.

Das Konzert des Verbandsjugendblasorchesters (VJBO) Schwarzwald-Baar am Sonntag in der Neuen Tonhalle in Villingen hatte schon im Vorfeld Wellen geschlagen,  sollte es auch das letzte für Wolfgang Laufer sein in seiner Funktion als Dirigent des VJBO. Neun Jahre lang hatte er dieses geleitet und die jungen Musiker für eine,  gelinde gesagt,  etwas andere Musik begeistern können. Und,  das sei gleich verraten,  es war auch für den Zuhörer an diesem Abend begeisternd,  was da geboten wurde. Mit einem Jig,  einem der typisch irischen Tänze,  beginnt das VJBO seinen Vortrag. Bestens aufgelegt zeigt sich das Ensemble schon hier und nimmt die vielen Achtelnoten im 6/8 und 9/8 Takt elegant und klangsicher. Nach wenigen Minuten dann folgt schon einer der Höhepunkte der neunjährigen Schaffensphase unter der Regie von Wolfgang Laufer. Luceafarul,  der Abendstern,  wird als Erstes mit den üblichen Hörgewohnheiten brechen und ein Beispiel für die „neue“ Blasmusik bieten. Aber auch zeigen,  welche Anforderungen damit an die Musiker gestellt werden. Es ist ein dickes Notenbuch,  das Laufer da vor sich hat,  als er den Taktstock hebt,  zum Liebesgedicht zwischen dem Abendstern und der Prinzessin ansetzt. Leicht schwebend ist die Antwort aus dem Orchester,  ein scheinbares Chaos,  Blechbläser sorgen erstmals für eine gewisse Ordnung,  über allem der Ton eines Glockenspiels,  unrhythmisch,  verhallend,  der Abendstern,  Luceafarul blinkt. Die Liebe zeigt sich,  Klarinetten erheben sich zu einer Melodie,  eine Flut von Tönen jedoch verschlingt sie wieder,  es kommt zur machtvollen Vereinigung der Gegensätze,  nur kurz währt diese freudvolle Einheit,  totenglockengleich läutet schon das Ende dieser unmöglichen Beziehung,  geht auf in die Sphäre des unendlichen Himmels. Ein sichtlich beeindrucktes Publikum applaudiert,  dann ein kurzer Ausflug in gewohnte Melodien,  auch wenn der „Jokeri“ zu einem Parforceritt wird,  der schwindlig macht. Was dann folgt,  ist etwas,  das dem VJBO zu Recht den Weltmeistertitel in seiner Klasse eingebracht hat. Die „Dutch Master Suite“,  ein Werk von Johan de Meij,  das dieser extra für die Weltmusikspiele in Kerkrade im Jahr 2009 komponiert hatte und das von allen Ensembles als Pflichtstück gespielt werden musste,  entpuppt sich als genial-absurdes Klanggemälde mit geradezu anarchistischen Ausflügen. Schon der Beginn legt die Richtung fest,  wenn einer der Schlagzeuger mit einer Flinte in die Luft schießt,  später ein Synthesizer barocke Klänge ins Geschehen wirft und die Musiker antworten. Wenn diese im dritten Teil „Prinzentag“ schließlich ein Saufgelage darstellen,  sich gegenseitig mit Bechern bewerfen und Trinklieder singen,  die verschiedenen Register sich eine wahre Klangschlacht liefern,  der Dirigent angesichts des Desasters in gespielte Verzweiflung verfällt und alles in einem brillanten Schluss endet,  findet auch das Publikum kaum ein Ende mit seinem lautstarken Schlussapplaus. Denn spätestens hier wird klar,  dass die jungen Musiker nicht nur ein wunderbares,  ganz einfach großartiges Konzert abgeliefert,  sondern geradezu eine Hommage an ihren scheidenden Dirigenten Wolfgang Laufer dargeboten haben. Wie anders kann es sonst sein,  dass so anspruchsvolle Werke,  die mit jeder Hörgewohnheit brechen und an Musiker und Dirigenten höchste Ansprüche stellen,  so gänsehauterzeugend intoniert werden,  wenn nicht die Chemie zwischen beiden stimmt? Laufer hat über neun Jahre zweifellos Großes geleistet,  hat junge Musiker zu höchsten Leistungen inspiriert,  sie international zur Weltspitze geführt mit einer Musik,  die nicht alltäglich ist. Und,  das darf ebenfalls gesagt sein,  es sind große Schuhe,  die er da hinterlässt. Bleibt an dieser Stelle nur noch, dem VJBO und seinen Verantwortlichen eine tolle Reise, erlebnisreiche musikalische Tage und vor allen Dingen gutes Gelingen und viel Erfolg in Kerkrade zu wünschen!